Dienstag, 23. Dezember 2008

Was ist Männlichkeit?

Wenn ihr jetzt denkt, dass nun wieder irgendeine politisch korrekte Bergpredigt zu moderner Männlichkeit kommt, kann ich euch vom Gegenteil versichern. Vielmehr soll dies ein Plädoyer für eine unabhängige und selbstständige Wegfindung zu eigenen, männlichen Idealen und Vorbildern sein - ein Aufruf zur Individualisierung.

Denn wer kennt sie nicht? Alle jene Männer und Frauen, welche uns einreden möchten, was ein echter Mann sei und wie wahre Männlichkeit auszusehen habe? Dass wir harte Kerle zu sein haben oder je nach Gusto weiche Softies, um den masslosen Ansprüchen anderer Menschen zu gefallen?

Doch welchem Ursprung entspringen alle diese Klischees und einseitigen Auslegungen von Männlichkeit? Warum dürfen Menschen, die selber keine Männer sind, sich an einer "Definition" von Männlichkeit beteiligen? Was könnten Frauen dabei anderes im Sinn haben, als einzig und allein ihre eigenen Bedürfnisse?

Welcher Mann möchte denn seine Männlichkeit nach den Wünschen und dem Gutdünken von anderen Personenkreisen ausrichten, die nur ihre eigene Egozentrik durchsetzen wollen? Warum soll sich ein Mann von jemandem, welcher keine Ahnung von Männlichkeit hat, zu einem "wahren" Mann umerziehen lassen?

Es ist die Unabhängigkeit und die Fähigkeit, sich seinen eigenen Weg vorzustellen und ihn gehen zu können, was schlussendlich einen Mann auszeichnet. Losgelöst von den Fesseln der Gesellschaft frei entscheiden zu können, was im Leben Bedeutung hat und was nicht. Die eigenständige Wahlfreiheit, selbst Grenzen neu zu definieren und nach ihrer Ausweitung zu streben.

Ist es nicht diese Losgelöstheit, welche uns Männer von Frauen unterscheidet? Dieser Verzicht auf eine Herdenmentalität? Die Bedeutungslosigkeit einengender Modevorschriften und die Inakzeptanz von vorgeschriebenen Grenzen? Der Entdeckungsdrang und der Trieb, Neues und Alternatives zu entwickeln?

Es ist dieser "kleine Unterschied" welche die wahren Meister und Genies aller Künste und Naturwissenschaften Männer sein lässt. Abgehoben und jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen erweitern solche Männer den Horizont unseres Bewusstseins und ihr Werk stimuliert und inspiriert uns.

Ist die Norm und die Angepasstheit nicht Gift für solch bahnbrechende Männlichkeit? Denn wie soll ein Mann seine Potenziale entfalten, wenn andere ihm die ganze Zeit fesseln und auf ihr Niveau der Konformität herunterziehen möchten?

Jene Personen, denen ihre soziale Akzeptanz und gesellschaftliche Einheitlichkeit wichtiger sind, als die Weiterentwicklung ihrer eigenen Person. Und da solche Menschen häufig eine riesige Angst vor Veränderung und Neuheiten haben, versuchen sie mit allen Mitteln, der Umgebung und anderen Menschen ihre eigene Normierung aufzuzwingen.

Dieses Gleichschaltung und Nivellierung der Gesellschaft entspringt jedoch nicht einer freiwillig angenommenen und aus eigener Kraft heraus akzeptierten Identität. Denn sie entspricht einer tiefen Unsicherheit und Angst, überflügelt und zur Seite gedrängt zu werden! Solche Menschen akzeptieren die Standardisierung ihrer Welt nicht aus Überzeugung, sondern aus Furcht! Denn es sind Mitläufer und hirnlose Drohnen.

Menschen, welche sich beliebig der ideologischen Windrichtung anpassen, wenn diese sich zu wechseln anschickt.

Ist es nicht besser, solchen Übernahmeversuchen als Mann zu trotzen und zunächst zu hinterfragen, wo die eigenen Prioritäten liegen sollen? Denn eine Identität, die auf Freiwilligkeit und Überzeugung beruht, ohne dass von aussen konformierender Druck ausgeübt wurde, wird in Zeiten der Not und Entbehrung nicht wanken.

Denn das Fundament ist solide, auf dem das Haus des eigenen männlichen Ichs gebaut wurde. Und deshalb kann ein wahrer Mann seinen eigenen Weg gehen. Auch wenn das heisst, gegen den Strom zu schwimmen oder nicht von der Mehrheit akzeptiert zu werden. Denn er steht hinter seinen Überzeugungen und Ansichten, weil sie keine leeren Worthülsen sind, die aus Angst und Unsicherheit übernommen wurden. Sondern aus eigenem, freien Willen angestrebte und mit ungebundenem Geist erschlossene Philosophien.

Alle anderen, einengenden Definitionen von Männlichkeit haben lediglich die Absicht der Gleichschaltung und der Ausrichtung auf die Bedürfnisse anderer (weiblicher) Personen. Denn für sie ist Männlichkeit lediglich ein Paket ausgedehnter Bedürfnisbefriedigung. Keine Identität von Mitmenschen, sondern ein Instrument zur Manipulation von Sklaven.


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Genau so ist es, und darum fürchte ich mich nicht mehr vom Feminismus und dem Gender Mainstreaming. :)

Ich sehe eher das in zukunft ganz schon viele starke Männliche Persönlichkeiten sich entwickeln werden, die welche ihre Welt definieren und entscheiden.

Das war schon immer so, und wird immer so bleiben. Dieselben Männer haben Staaten gegründet und Universitäten. Und es wird auch weiter gehen.

Unter anderem mit Computerspielen (schon mal die Story von Metal Gear Solid gelesen oder von World of Warcraft?...)

Und natürlich die obersehnsucht vieler Männer.. Der Weltraum, unendliche Weiten...


:)

/ajk

Anonym hat gesagt…

Das ist gut Analysiert. Doch ein Aspekt kanalisiert den männlichen Freiheitsdrang. Männliche Libido und letztendlich der Reproduktionserfolg. So wird der männliche Individualität durch seinen Reproduktionserfolg qualifiziert und wie abstrakt auch immer von seiner Libido getrieben.
Diese hohe Abstraktionsfähigkeit ist bei Frauen bekanntlich weniger anzutreffen.

So hat die Natur mit den 2 Geschlechtern Arbeitsteilung und Handel geschaffen und „nutzt“ geschlechtsspezifische formal gegensätzliche Motive wie ein Verbrennungsmotor nach den Regeln der Thermodynamik Temperaturunterschieden zur Fortbewegung „nutzt“.

So wäre der Erfolg des Parasits (Feminismus) mit seiner endgültigen Emanzipierung vom Wirt sein Ende.
Daher pendelt sich die Verbreitung des Feminismus auf das für den Reproduktionserfolg günstigste Maß ein.
Der Reproduktionserfolg der hochentwickelten Länder korreliert also mit dem Maß an Feminismus.

Anonym hat gesagt…

Klasse Artikel! Erinnert mich an den Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann bei SPON:

[...] Von den antiken Philosophen bis zur digitalen Revolution der Neuzeit, all diese fantastischen, Zeit und Raum überspringenden Welten, all das ist doch eine durchgängige Geschichte des männlichen Geistes. Und die Jungen von heute schließen sich sowohl biologisch wie mental daran an. Nur merkt das niemand. Das ist ein somatisch unbewusster Vorgang - eine lange Menschheitsgeschichte, die sich mit jeder Generation fortsetzt. Daran wird auch die propagandastärkste Emanzipation nichts ändern.

Anonym hat gesagt…

@benjamin

Und ich kenne so manche Frauen, die genau diesen Männlichen Geist über alles lieben und respektieren.

Und sie träumen mit, wissend das es eine andere Art von Traum ist. :)

Das wird schon wieder :)
_JETZT_ entwickeln wir ein neues Bild vom Mann, der auf dem Wissen vom alten basiert.

/ajk

Anonym hat gesagt…

Man könnte auch sagen wir entwickeln den Mann weiter, wie er sich seit der Steinzeit immer weiter entwickelt hat.

Ist glaube es ist nicht nötig das als "neu" zu bezeichnen was Männer immer schon getan haben. Die Suche nach dem "neuen Mann" halte ich für eine Diskrepanz der anderen Seite die nicht fähig war ihre Ziele zu erreichen.

Anonym hat gesagt…

FEMINISM 4ever. Genau wegen so Typen wie Euch weiß ich immer wieder, warum Feminismus notwendig und unabdingbar ist. Danke fürs Erinnern.

Carla Freyhaupt hat gesagt…

Ein Artikel, der viele edle und schöne Gedanken ausdrückt - und sie damit zunichte macht, sie nur jenen zuzusprechen, die zufällig mit einem bestimmten Chromosomensatz geboren wurden.
Auch Frauen dürfen unabhängig und mutig, gegen die Erwartungen der Gesellschaft einen eigenen Weg gehen. Männer haben die Freiheit, sich zu entscheiden ob sie beim Wettkampf unter Freunden ums beste Auto mitmachen - genauso wie Frauen sich entscheiden dürfen ob sie am Kampf um den modischsten Putz teilnehmen. Es wird immer große Freigeister und Avantgardisten geben - bei Männern und Frauen. Das ist genauso legitim und zu begrüßen wie es die Wahl ist, Stereotypen zu entsprechen - wenn man denn Freude daran findet.
Ich träume davon, dass wir eines Tages, frei von Geschlechterzwängen, den Mut finden, Menschen zu sein.

Anonym hat gesagt…

Schade, dass ich das erst heute lese. Frei von Geschlechterzwängen, die alte Genderistenmasche. 97% der Männer und 98% der Frauen sehen es nicht als Zwang an heterosexuell zu sein.

Mir kommt das Würgen. Lassen Sie mich raten: Lesbisch?

Es wird Zeit, dass wir mit solchen Idiotien endlich aufräumen.

Manifold hat gesagt…

@ Carla Freyhaupt:

Es geht hier um Männer, nicht um Frauen.

Männliche Emanzipation kommt von innen heraus und überwindet die eigenen Grenzen.

Weibliche Emanzipation äusserst sich nur allzu häufig im Staatsfeminismus, Frauenbevorzugung und Männerhass aufgrund des eigenen Versagens.

Anonym hat gesagt…

Gibt es nicht auch schon Theorien, dass es "die eine" Männlichkeit gar nicht gibt - mir fällt dazu Robert Connell mit seinem Buch "Der gemachte Mann" ein - oder Peter Jedlicka, der in seinem Buch "Männercoaching" diese Theorie auf die Psychotherapie erklärt ...

Paul