Samstag, 20. September 2008

"Männerrechtler fürchten Feminismus"

Über Arne Hoffmanns Genderama-Blog (den ich nur empfehlen kann) habe ich gerade diesen Artikel gefunden.

Wie ihr wisst, sind nicht alle Leute da draussen unserer Meinung. Das ist gut, denn eine demokratische Gesellschaft ist auf einen gesunden Meinungspluralismus angewiesen. Doch sobald ein Lager anfängt, Denunziation, Falschbeschuldigungen und Verleumdung einzusetzen, um unerwünschte Meinungen und Ansichten zu unterdrücken und lächerlich zu machen, hört für mich der Spass auf.

Dieser Artikel hat ein gewisser Thomas Gesterkamp von taz.de geschrieben. Im Folgenden werden wir uns den Artikel einmal genauer anschauen. Dabei sind die kursiven Abschnitte aus dem Artikel genommen.

Männerrechtler fürchten Feminismus
Rechte Männer in Angst


Von Paragrafen und bizarren Fantasien gequält, wittern konservative Männerrechtler von allen Seiten Betrug. Sie rufen zum Kampf für das benachteiligte Geschlecht aus, nämlich ihres. VON THOMAS GESTERKAMP


Die Männerbewegung ist äusserst heterogen, wenn es um die politische Ansichten und Strömungen ihrer Mitglieder geht. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn ihre Anliegen betreffen die Hälfte der Gesellschaft direkt. Somit ist eine gewisse Diversität von vornherein gegeben. Man kann sie deshalb nicht in eine konservative oder braune Ecke stellen. Und von Paragraphen werden nicht nur Männerrechtler, sondern alle Männer gequält. Und was Herr Gesterkamp mit seinen bizarren Phantasien meint, ist mir auch nicht so ganz klar.

Das Bild in der Wochenzeitung Junge Freiheit ist drastisch: Stiletto tritt auf Krawatte. Ein Mann liegt bäuchlings am Boden, schaut flehend nach oben, wo von der Besitzerin der hochhackigen Schuhe nur Unterschenkel und Rockansatz zu sehen sind. "Modernes Geschlechterverhältnis" lautet die Schlagzeile zur plumpen SM-Symbolik; die Titelgeschichte im Zentralorgan rechtskonservativer Intellektueller verlangt: "Freiheit statt Feminismus!" Die Freiheitsbewahrer wollen ein neues Denkverbot der politisch Korrekten ausgemacht haben: Kritik an der Benachteiligung von Männern ist angeblich tabu. Trottel und Opfer sei der heutige Mann - auf dem besten Wege, zum Deppen der Nation zu werden.

Man mag von diesem Bild halten was man will, wenn man die rechtliche Situation des Mannes in unserer Gesellschaft ansieht, triftt sie durchwegs zu. Und Kritik an Männerdiskriminierung IST ein Tabu in unserer Gesellschaft, anders würden solche Artikel voller Verleumdung und Erniedrigung nicht geschrieben werden. Und die politisch Korrekten haben viele Denkverbote, nicht nur die Diskriminierung des Mannes ... Diese Denkverbote gehen sogar so weit, dass ihre Opfer ihnen nicht einmal in ihren eigenen gehässigen Zeilen bewusst werden. Der heutige Mann ist in vielen Bereichen unserer Gesellschaft ein Opfer. Dazu empfehle ich nicht nur die Lektüre von MANNdats Was wir wollen, sondern auch meinen Blogeintrag Die politische Gretchenfrage - Wo werden Männer heute diskriminiert?.

Szenenwechsel: "Berlin 08", ein Jugendkongress der Bundeszentrale für Politische Bildung, diskutiert das Thema "Neue Rollenbilder". Von Alphamädchen und aktiven Vätern berichtet der Ankündigungstext, von den Lebensentwürfen der jungen Generation. Im hinteren Teil des Saales überwiegen die 17- bis 25-Jährigen, vorne sitzen und stehen auffällig viele ältere Männer, die sich immer wieder zu Wort melden. Wie sich herausstellt, gehören sie zu den Männerrechtsinitiativen "Väteraufbruch" und "MANNdat". Einer ihrer Sprecher zählt die Diskriminierungen seines Geschlechtes auf: Scheidungsgeschädigte, denen ihre Kinder entzogen werden; Jungen als Bildungsverlierer in einem von Frauen für Mädchen optimierten Schulbetrieb; Zwang zum Militärdienst, steigende Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalität, vernachlässigte Gesundheitsvorsorge. Und, besonders skandalös: öffentliche Nichtbeachtung all dieser Anliegen in den Leitmedien. Dieser Verschwörungstheorie folgt auch die Junge Freiheit: Eine "Kaste der Genderfunktionäre" habe die kulturelle Hegemonie im öffentlichen Diskurs erobert. Männer, die über Benachteiligung jammern, seien keineswegs "Heulsusen", sondern engagierte Antifeministen, die "uns eine gefährliche Schieflage in Staat und Gesellschaft vor Augen halten".

Nun, wenn die Öffentlichkeit all diese Anliegen ernst nehmen würde und sich der Schändlichkeit und Schwere dieser Diskriminierungen bewusst wäre, würde es einen Sturm der Entrüstung geben, der mit nichts vorher Dagewesenem vergleichbar wäre. Doch dies geschieht nicht. Ergo ist es keine Verschwörungstheorie, sondern ein Faktum. Tauscht einmal das Wort 'männliche' mit den Wörtern 'jüdische' oder 'afroamerikanische' im folgenden Satz aus dem Parteiprogramm der deutschen SPD (Seite 42 ganz zu unterst) aus: “Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden”

Gefährliche Schieflage? Selbstverständlich gehört die Wehrpflicht infrage gestellt.

Doch keine Partei nimmt diese Sache in Angriff. Sind ja nur Männer, die davon betroffen sind.

Die Debatte um die schlechten Leistungen männlicher Schüler ist längst in vollem Gange;

Doch bei der Lösungsfindung hapert es noch erheblich, denn jene, die das Problem lösen sollen, haben es verursacht.

und wenn es einen "Frauengesundheitsbericht" gibt, spricht nichts gegen ein Pendant, das die Gesundheitsrisiken von Männern beschreibt.

Doch es gibt ihn NICHT. Das ist ja der springende Punkt!

So manches Einzelthema ist diskussionswürdig - daraus aber eine flächendeckende "Beschneidung von Männerrechten" zu konstruieren, das klingt wie die Aufforderung zum Geschlechterkampf von rechts.

Was hat die Bekämpfung von Diskriminierung und Ungerechtigkeit mit rechts zu tun? Sind es nicht die Feministinnen, die seit dreissig Jahren den Geschlechterkampf gegen uns Männern ausgerufen haben? Und wenn wir uns jetzt wehren, ist es plötzlich ganz fies und gemein oder was?

Was im Übrigen von den Medien alles andere als ignoriert wird. So profiliert sich Frank Schirrmacher, der Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit Klageliedern über den Bedeutungsverlust des Mannes.

Aber nicht über die Diskriminierung und Entrechtung des Mannes in unserer Gesellschaft. Und gerade darum geht es der Männerbewegung.

Schon vor Jahren schrieb er Frauen die öffentliche Deutungshoheit zu - weil sie als Moderatorinnen den politischen Männerrunden die Stichworte liefern.

Das stimmt auch. Denn jedes Mal, wenn ich etwas sage, was Frauen nicht in den Kram passt, kommen Männer wie Herr Gesterkamp und sagen mir, dass ich ein Nazi, Frauenfeind oder Heulsuse bin. So werden aktiv andere Meinungen unterdrückt und es kommt zu einer Deutungshoheit der Frauen.

Später machte er Mütter für niedrige Geburtenzahlen verantwortlich - weil sie ihre natürliche Aufgabe als "Hüterinnen der Flamme" und "natürlicher Kitt" in den Familien vernachlässigten.

Frauen können bestimmen, wann, wo und mit wem sie Kinder zeugen. Deshalb sind sie auch für die niedrigen Geburtenzahlen verantwortlich.

Spätestens mit der Zeit-Serie über "Männer in Not" und nach diversen Spiegel-Titeln über das, "Was vom Mann noch übrig ist", kann von Medienboykott nun wirklich keine Rede sein.

Drehen sich diese Artikel um die Bildungsmisere der Jungen? Um die entrechteten Väter, die zu Zahleseln degradiert ihren Nachwuchs nie mehr sehen dürfen? Um die Wehrpflicht nur für Männer? Nein? Das dachte ich mir schon.

Doch rechtskonservative Zirkel wittern derzeit überall Betrug: "Verrat an der Familie" titelte die Junge Freiheit kurz nach ihrem Schwerpunkt zum Geschlechterkrieg. Die Politik, so heißt es da, "entzieht der Keimzelle des Volkes schleichend die Lebensgrundlage" - ein Schuft, wer dabei gleich an Nazijargon denkt.

Nur weil ein Blatt mit uns bei einem Thema gleicher Meinung ist, heisst das noch lange nicht, dass es Teil der Männerbewegung ist.

Verfasser des Textes ist der Journalist Jürgen Liminski, zehnfacher Vater, ob seines Kinderreichtums häufig geladener Talkshowgast und Lobbyist des "Familiennetzwerkes Deutschland". Hier sammeln sich derzeit alle, die sich von CDU-Ministerin Ursula von der Leyen im Stich gelassen fühlen. Sie zeichnen ein düsteres Zukunftsbild schrumpfender Gesellschaften, wettern gegen angeblich genusssüchtige Kinderlose, machen im Stil eines Bischofs Mixa Stimmung gegen die Krippenbetreuung, fordern stattdessen Prämien für Vollzeit-Mütter - und entdecken die Identitätskrise des Mannes.

Welche Identitätskrise? Wir werden entrechtet und diskriminiert. Das ist das Problem. Nicht die von Feministinnen erfundene Identitätskrise der Männer.

Deren regelmäßige Beschwörung verschleiert, dass Männer in den Entscheidungspositionen von Politik und Wirtschaft, von Wissenschaft und Kultur nach wie vor das Sagen haben - Ausnahmen wie Anne Will oder Angela Merkel bestätigen nur die Regel. Die Geschlechterforschung nennt das "hegemoniale Männlichkeit": Ein bestimmter Männertypus - weiße Hautfarbe, gut gebildet, ohne Migrationshintergrund, dafür mit treusorgender Gattin, regiert weitgehend unangefochten.

Was kümmert mich die feministisch dominierte Geschlechterforschung? Genau, einen feuchten Dreck! Dieser Männertypus ist offensichtlich zu Aussergewöhnlichem fähig, anders hätte er nicht alle diese Positionen inne. Sie tragen die Verantwortung für diese Stellen und ihre Köpfe rollen, wenn was schief läuft. Diese Männer haben ihr Leben für ihre Karriere geopfert und sich auf ihrem Weg durch hervorragende Begabung und überdurchschnittliche Leistung ausgezeichnet. Wer nicht in gleichem Masse wie diese Männer Geld, Zeit und Energie aufwenden möchte, um genauso weit zu kommen, aber dennoch mit bösem Finger auf sie zeigt, ist lediglich ein erbärmlicher Neider. Seid ihr bereit, die Verantwortung für die Arbeitsplätze von Zehntausenden zu übernehmen? Tag für Tag dafür zu sorgen, dass ihre Arbeit tausende von Familien ernähren kann? Nein? Da seht ihr es.

Weniger privilegierte Geschlechtsgenossen sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert, die Frauen in vergleichbaren Situationen haben.

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wo bleibt die Eigenverantwortung und der Ehrgeiz?

Doch reicht das als Anlass für einen "Aufstand der Männer"?

Diese Frage kann wohl nur Herr Gesterkamp selbst beantworten.

Konservative Publizisten, Familienfundis, militante Abtreibungsgegner, Männerrechtler und rückwärts gewandte Kirchenobere haben ihr gemeinsames Feindbild ausgemacht. Die Junge Freiheit ruft zum Kampf gegen den "ausufernden Gouvernanten- und Umerziehungsstaat".

Wenn ich eine gesunde und glückliche Familie gründen will, bin ich dann ein Fundamentalist? Sprenge ich dann Andersdenkende in die Luft? Alles Fragen, die wohl nur Herr Gesterkamp beantworten kann.

Der "radikale Feminismus" als eine Art staatlich subventioniertes SM-Studio, in dem Männer von Stilettos und Paragrafen gequält werden: Eine groteske Vorstellung, die sich für die rechten Geschlechterkrieger aber nicht auf das Reich ihrer bizarren Fantasie beschränkt.

Und noch ein ein paar markige Sätze zum Schluss und fertig ist die sinnfreie Polemik.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

keine fundis?
allein diese aufgeschreckte, defensive empörung erinnert mich an die ein oder andere fundi-seite...
sollte man nach den idealen der männlichkeit nicht unabhängig sein und über sowas drüberstehen? ist es nicht total frau-isch den kram zu zerlabern anstatt typisch-männlich ein gutes gegenbeispiel zu setzen? Ein blog ist nix weiter als ein internet-tagebuch, so eins mit rosa einband und schlüssel anner kette. und sone rumheulerei scheint mir exakt das zu belegen, was ihr achso schlecht findet: eine diskurs und emotionsorientierte konsensfixierung im gesamten diskussioinsraum. Verachtenswerte doppelmoral... www.kreuz.net