Freitag, 3. Oktober 2008

Wenn Schüler Amok laufen

Vor ein paar Tagen ist ein finnischer Berufsschüler in seiner Schule Amok gelaufen, hat mindestens zehn Menschen erschossen und versuchte anschliessend, sich selbst zu richten. Dieses blutige Ereignis hat auch hier in der Schweiz einiges an Entsetzen ausgelöst und in den Medien für Wirbel gesorgt. Diese Form ausartender Gewalt ist nichts Neues. Schon vor Jahren geschah Ähnliches in Erfurt (Deutschland) und in den USA an der Columbine High School.

Nichts liegt mir ferner als diese Taten zu verharmlosen oder die Täter in Schutz zu nehmen. Doch da solche Gewaltakte in dieser Form überwiegend von Männern begangen werden, liegt es an der Männerbewegung und somit auch an uns, sich damit auseinander zu setzen und sich der Sache anzunehmen.

Diese abscheulichen Ereignisse zeigen uns die gewaltsame und unkontrollierte Entladung von einer enormen Menge von angestauter Wut junger Männer. In ihren Abschiedsbriefen begegnen wir einen so tief empfundenen Hass auf alles und jeden, eine so verzerrende Verzweiflung ob der eigenen Ohnmacht in dieser Welt zurecht zu kommen, dass es den Verstand zu verdrängen mag. Die Öffentlichkeit wird zwar Zeuge der grausamen Bluttat, in der Dutzende von Menschen ihr Leben verlieren, doch die zermalmenden Prozesse, welche junge Männer zu diesen Monstren werden lassen, bleiben häufig verborgen.

Ich kann euch schon jetzt sagen, was sicher nicht die Ursachen für solche Amokläufe sind. Es sind nicht die gewaltverherrlichenden "Killerspiele", von denen all die böszungigen Journalisten noch nie eins selber gespielt haben. Es sind auch nicht exzessive Gewaltszenen in Filmen oder anderen Medien. Auch hat es nichts mit einer männlichen Affinität für Gewalt zu tun.

Sondern es fehlen männliche Vorbilder, die den Jungen zeigen, wie man das gewaltige Potential ihrer Männlichkeit sinnvoll und konstruktiv für sich selbst (!) nutzt. Doch in einer Gesellschaft, die Männlichkeit als etwas Minderwertiges betrachtet und in der Männer entweder als Triebtäter oder als Idioten dargestellt werden, kann man den Jungen kein positives, männliches Selbstbild vermitteln. Der unaufhaltsame Prozess der Vaterentsorgung aus der modernen Familie trägt sein Übriges dazu bei, dass Jungen ohne Orientierung und Anhaltspunkte für ihre Männlichkeit auf sich allein gestellt sind.

Ein fehlender Vater, ein sexistisches, urzeitliches Männerbild und ein verweiblichtes Erziehungswesen schaffen deshalb keine gute Ausgangslage für die jungen Männer.

Blind irren sie umher und versuchen sich zwischen den Zerrbildern verhöhnter Männlichkeit und den entmenschlichenden Ansprüchen der feministischen Moderne zu orientieren. Und wenn sie dann auch noch auf dem sozialen Abstellgleis der Gleichaltrigen landen, weil sie den Ansprüchen des Mainstreams nicht gerecht werden, ist die Gefahr umso grösser auf die soziopathische Schiene zu geraten.

Die Gewalt, die sich in einem solchen Amoklauf entlädt, ist somit das Produkt einer jahrzehntelangen Demütigung und Erniedrigung junger Männer durch die komplette Gesellschaft, die entweder bewusst oder zumindest fahrlässig ignorierend von den meisten Menschen mitgetragen wurde.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na endlich. Sie sind da vermutlich am allerehesten an der Wahrheit dran. Leider wollen das viele Leute nicht hören.

Scheiß verkackte Gesellschaft die wir da haben.

Anonym hat gesagt…

Sondern es fehlen männliche Vorbilder, die den Jungen zeigen, wie man das gewaltige Potential ihrer Männlichkeit sinnvoll und konstruktiv für sich selbst (!) nutzt. Doch in einer Gesellschaft, die Männlichkeit als etwas Minderwertiges betrachtet und in der Männer entweder als Triebtäter oder als Idioten dargestellt werden, kann man den Jungen kein positives, männliches Selbstbild vermitteln.

Das ist einer der besten Kommentare zu dieser Problematik, den ich gelesen habe.

Martha