Das Feld unserer Aktivitäten ist sehr delikat, da sie die Verhältnisse der Geschlechter zwischen einander, zum Staat und innerhalb der Gesellschaft betreffen. Es steht also automatisch wesentlich mehr auf dem Spiel als bei einem beliebigen anderen Thema. Mehr Fettnäpfchen, mehr persönliche Weichzonen, mehr schmerzhafte Erfahrungen, intimere Angelegenheiten und emotionale Verknüpfungen als beim sogenannten "Geschlechterkampf", wie ihn die Feministinnen peinlicherweise benannt haben, wird man bei kaum einen anderen Thema finden.
Da jedes Thema diesbezüglich zwischen der Dichotomie der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft eingespannt ist, sind somit automatisch mehr Risiken und Gefahren dabei, welche für den Unbedarften rasch sehr schnell unbequem werden können.
Dies ist unter anderem der Grund dafür, dass sich viele nicht wagen, sich mit dem Thema ernsthaft zu beschäftigen und sich lieber hinter Vorurteilen und banalen Aussagen verstecken, statt aktiv zu werden.
Der schweisstreibende Felsgrat
Andere Formen von politischem Aktivismus haben keinen direkten Zusammenhang zu Sexualität und zum Wechselspiel der Geschlechter. Dies macht ihre Existenz in unserer Gesellschaft zwar nicht weniger geladen und angespannt, dennoch ist politischer Aktivismus im Zusammenhang mit Geschlechterfragen wesentlich komplizierter.
Denn jede Ungerechtigkeit, die angeprangert wird und jeder Missstand, der korrigiert werden soll, muss aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits rational (ist sie legitim?) und andererseits emotional (aus welcher Art Spannungsverhältnis zum anderen Geschlecht entspringt sie?).
Es ist somit ein schmaler Grat auf dem man wandert, wenn man Forderungen im Bereich der Geschlechterfragen stellt. Wurde diese Forderung gestellt, weil ihre Umsetzung gerecht wäre oder tauchte sie auf, weil der Antragsteller persönlich Probleme mit dem anderen Geschlecht hat? Sobald sich nämlich persönliche Kalamitäten und negative Erfahrungen mit politischen Forderungen an die Gesellschaft und Aktivitäten zu vermischen beginnen, gibt es im schlimmsten Fall so schändliche Auswüchse wie beim Feminismus.
Der Balancierstab
Deshalb muss jeder Männeraktivist eine klare Trennung in seinem Geist vollziehen. Zum einen muss er die legitimen Forderungen der Männerrechtsbewegung in seiner alltäglichen politischen Arbeit zusammenhalten und zum anderen muss er seine persönlichen Erfahrungen positiver und negativer Natur mit Frauen in einem separaten Kämmerchen verstauen.
Denn es kann nicht sein, dass von persönlichen, subjektiven Erfahrungen aus einem einzigen Leben auf alle Frauen und auf alle Zeiten bis in die Ewigkeit geschlossen wird und daraus dann auch noch generell zu geltende politische Forderungen abgeleitet werden. Denn diese können zum einen überwiegend positiv sein, so dass man den Eindruck hat, dass alle Frauen Engel seien. Oder sie könnten überwiegend negativ sein, so dass man glaubt, dass alle Frauen böse seien.
Beides entspricht nicht der Wirklichkeit. Und beide Erfahrungswelten sind auch keine Grundlage für gehaltvolle, politische Forderungen.
Freilich ist diese Trennung ein Idealzustand, der in der Realität so nicht vollzogen werden kann. Dennoch ist es wichtig, dass man sich immer wieder bewusst macht, dass es objektive Fakten gibt (Wehrpflicht, tiefere Lebenserwartung, unfaires Scheidungsrecht, etc.), wo die meisten Männer noch einigermassen miteinander auf einen Nenner kommen könnten (in naher Zukunft) und andererseits völlig verschiedene subjektive Erfahrungsreiche mit dem anderen Geschlecht, deren Wiederkäuung und Aufbereitung für irgendwelche politischen Umgestaltungswünsche völlig fehl am Platze sind.
Fokussierung auf das Wesentliche
Wer überwiegend dumme Frauen kennen gelernt hat, mag dazu verführt werden, alle Frauen als dumm abzustempeln. Wer hingegen überwiegend intelligenten weiblichen Zeitgenossinnen begegnet ist, wird ein völlig anderes Bild entwickeln. Diese unzähligen verschiedenen Erfahrungen mit Frauen sind keine Grundlage für eine gemeinsame Einigung und für ein sinnvolles Programm - vielmehr treiben sie die Meinungsträger der Männerbewegung noch mehr auseinander, wenn ihnen zu viel Raum gegeben wird.
Es interessiert den Jungs, welche Jahr für Jahr zum Wehrdienst gezwungen werden, herzlich wenig ob eure Chefin euch wie der letzte Dreck behandelt und eure letzte Freundin euch mit einem wütenden Arschtritt aus ihrem Leben verbannt hat. Zwangsrekrutierte Männer haben nichts davon, wenn ihr anschliessend vollbrüstig behauptet, dass Frauen schlechte Chefinnen seien und ihre Emotionen nicht im Griff hätten. Das fühlt sich vielleicht für einen Moment gut an, doch es bringt im Endeffekt unserer Sache nichts.
Es geht dabei weniger darum, was andere von uns denken, sondern viel mehr darum, ob unsere Tätigkeiten innerhalb der Männerbewegung nur auf negativer Weise egoistisch und persönlich ausgerichtet sind oder wirklich auf das von allen erwünschte Ziel hindienen. Dampf ablassen muss jeder hin und wieder. Aber aus diesem Dampf dann solide politische Forderungen und Leitideen für die Gesellschaft ableiten zu wollen, ist nichts mehr als ein feuchter Furz.
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