Gerade wurde ich auf einen schriftlichen Austausch zwischen dem Antifeministen René Kuhn und der übergelaufenen
Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling aufmerksam gemacht. Die Fragen dieser Ebeling sind zwar angesichts ihres Jobs nicht verwunderlich - aber ich habe gehört sie sei nicht so schlimm wie der
Rest ihrer Zunft.
Und nachdem sich das
letzte Opfer unserer Kritik beim Präsidenten der IGAF über diesen Blog beschwert hat ("Das letzte Mal hat meine Exfrau so mit mir geredet!"), werden wir uns dieses Mal vornehm zurück halten.
Zunächst stellt Frau Ebeling einige Fragen und anschliessend legt René Kuhn ihr einige Fragen vor. Die Antworten geben einen interessanten Einblick in den modernen Antifeminismus.
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Herr Kuhn, die Schweiz ist doch berühmt für ihre Neutralität. Und nun kommen Sie und sind eindeutig „Anti“ und dann auch noch „Anti- Feminismus“. Haben Sie was gegen die Gleichberechtigung der Frau? Und warum kommen Sie so provokant, ja fast aggressiv daher?
René Kuhn:
Auch in der angeblich neutralen Schweiz besitzen Männer nicht dieselben Rechte wie die Frauen und werden in zahlreichen Bereichen diskriminiert. Gegen Gleichberechtigung habe ich ganz und gar nichts einzuwenden, im Gegenteil ich kämpfe seit Jahren für gleiche Rechte und Pflichten von Mann und Frau, setze mich jedoch gegen die Gleichstellung, d.h. „Gleichmacherei“ von Mann und Frau zu Wehr, weil Mann und Frau nun mal nicht gleich sind und nicht gleichgemacht werden können.
Der Name „Anti-Feminismus“ wurde ganz bewusst so gewählt, um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, damit über die Benachteiligung der Männer endlich diskutiert wird. Ich ärgere mich schon seit Jahren über die zahlreichen Männerorganisationen, welche existieren, jedoch noch nie etwas erreicht haben und mit ihrem „lieben und netten“ Auftritt nicht wahrgenommen werden.
In der heutigen Zeit funktioniert es leider nur noch so, ob einem dies gefällt oder nicht. Die Medienlandschaft will „Skandale“ und braucht Schlagzeilen. Mit einem „lieben Auftritt“, mit welchem es man allen recht machen will, gibt es nun mal keine Schlagzeilen und die Botschaften kommen somit nie an die Öffentlichkeit.
Die Strategie scheint aufzugehen, denn keine Männerorganisation hat es geschafft, innerhalb von 11 Monaten rund 4‘000 Mitglieder zu gewinnen und fast 7‘000 mal in den Medien weltweit erwähnt zu werden.
Wir merken jeden Tag, dass uns die Männer dankbar sind und endlich wieder etwas Hoffnung schöpfen, weil jetzt jemand da ist, welcher auf den Tisch haut und sagt was Sache ist und die Missstände anprangert und beim Namen nennt.
Monika Ebeling:
In einer Broschüre der Grünen las ich neulich den Satz „keine Demokratie ohne Feminismus“. Und die Sozialdemokraten in Deutschland haben ja diese Aussage „wer die menschliche Gesellschaft will muss die männliche überwinden „ in ihrem Programm. Männer waren und sind doch diejenigen unter denen Frauen seit Jahrhunderten zu leiden haben. Also übertreiben Sie da nicht ein bisschen? Warum jammern Sie stellvertretend für Jungen und Männer und setzen sich zur Wehr. Es ist Frauen über Jahrtausende schlecht gegangen. Was sind da die paar Jahrzehnte Feminismus.
René Kuhn:
Leider ist das Fass nun zum Überlaufen gekommen und die Frauenrechte haben nun dazu geführt, dass Männer in verschiedensten Bereichen diskriminiert werden. Bei Scheidungsangelegenheiten zieht der Mann meist den Kürzeren und wird finanziell ausgenommen. Nicht umsonst werden 80% der Scheidungen von Frauen eingereicht, weil sie finanziell nicht so viel zu verlieren haben, wie die Männer. Tausende von Vätern kämpfen um ihre Kinder, welche sie nicht sehen dürfen, weil sie auf den
Goodwill der Frau angewiesen sind, sie sind zu reinen Zahlvätern degradiert worden. Wenn man schon von Gleichberechtigung spricht, dann gibt es auch keinen einzigen Grund, warum Frauen nicht ins Militär müssen und in der Schweiz früher die Pension erhalten. Wir kämpfen überhaupt nicht gegen Frauen und auch nicht gegen eine Gleichberechtigung.
Wir wollen nur, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte und Pflichten besitzen und nicht wie es eben der Feminismus anstrebt, die Frauen privilegiert und die Männer diskriminiert.
Monika Ebeling:
Sie scheinen ja den Männern aus der Seele zu sprechen. Der Zulauf ist wirklich erstaunlich. Ist es Ihre Strategie zu polarisieren und mit überzogenen Aussagen Mitglieder zu machen? Gibt es auch Frauen in der IGAF? Und wenn, was sind das für Frauen, die gegen den Feminismus sind? Man möchte doch meinen, Frauen und Feminismus seien eigentlich untrennbar.
René Kuhn:
Natürlich freuen wir uns sehr, dass es uns gelungen ist, innerhalb von wenigen Monaten soviele Mitglieder zu gewinnen. Das hätten wir nicht im Traum erhofft und dahinter stand auch keine Planung, da wir bei der Gründung im April 2009 von maximal 100 Mitgliedern ausgegangen sind. Unser enormer Mitgliederzuwachs hat sich automatisch ergeben, vor allem natürlich durch die sehr vielen Medienberichte, Männer und Frauen wurden auf uns aufmerksam. Dies beweist uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sehr viele Männer und Frauen vom Feminismus genug haben und einsehen, dass der Feminismus nur Nachteile bringt, die Familie zerstört und Frauen und Männer auseinander bringen will.
Von unseren Mitgliedern sind rund 18% Frauen, das heisst bei uns sind fast 700 Frauen dabei. Diese Zahl hat mich selber sehr überrascht und deshalb haben wir eine Umfrage bei unseren Frauen gemacht, warum sie Antifeministinnen seien. Die Antworten waren fast immer die gleichen. Die Frauen sagten, dass sie es satt haben, dass Familienmütter und Hausfrauen staatlich benachteiligt werden und ihre Leistungen vom Staat nicht anerkennt werden. Sie stören sich daran, dass Frauen welche sich für das traditionelle Rollenbild entscheiden ausgelacht und nicht für voll genommen werden und Kinder haben nahezu eine Schande ist. Sie haben es ebenfalls satt, dass die Feministinnen ihnen ein Rollenbild einreden wollen (Frauen in die Chefetagen, Frauen müssen Karriere machen, Kinder in die Krippe), welches die Frauen gar nicht wollen. Frauen wollen auch keine Quoten, sie wollen anhand ihrer Leistungen gemessen werden und nicht anhand ihres Geschlechts. Was mich persönlich am meisten gefreut hat ist, dass sehr viele Frauen angegeben haben, dass durch den Feminismus „feminisierte Softies“ herangezogen werden, welche die Frauen gar nicht wollen, denn sie wollen ein Gegenüber, mit welchem sie sich auseinandersetzen können. Genau das, was die Feministinnen, Lesben und Männerhasserinnen eben gerade nicht wollen.
Monika Ebeling:
Sie wollen „echte“ Gleichberechtigung. Was ist denn an der derzeitigen Gleichberechtigung „unecht“, dass Sie sich so echauffieren müssen? Starke und emanzipierte Frauen machen Ihnen Angst?
René Kuhn:
Was ist denn eine starke Frau? Heute ist es doch ganz selbstverständlich, dass eine Frau emanzipiert ist. Die Gleichberechtigung hat sich jedoch zu einer Überbevorteilung der Frauen entwickelt. Frauen haben heute vor der Justiz einen Frauenbonus, Frauen können anhand von Falschaussagen Lügen verbreiten und die Männer aus Rache wirtschaftlich, gesellschaftlich und beruflich ruinieren und es passiert den Lügnerinnen nichts.
Dauernd hören wir von den gewalttätigen Männern, welche ihren Frauen Gewalt antun. Umgekehrt hören wir fast nichts, obwohl die häusliche Gewalt kein Geschlechterproblem ist, da zu 50% von Frauen und 50% von Männern Gewalt ausgeht. Jahrzehntelang wurde durch die Medien verbreitet, der Mann verkörpert das Böse und die Frau ist immer das arme Opfer. Wendet sich ein Mann an die Polizei oder an Sozialstellen wird er belächelt, weil er sich nicht einmal gegen eine Frau zur Wehr setzen kann. Würde er sich jedoch zur Wehr setzen, dann haben wir genau den Mann, welchen sich die Feministinnen wünschen, welchen sie dann als Gewalttäter hinstellen könnten.
Wird eine Frau von einem Mann auf die Strasse gestellt, dann wird sie vom Staat mit offenen Armen empfangen und jegliche Beratung und Dienstleistung wird ihr angeboten. Wird jedoch ein Mann von einer Frau auf die Strasse gestellt, dann kann er selber schauen, nicht einmal die kleinste Hilfeleistung kann er vom Staat erwarten. Eine Frau kann heute mit den Kindern grundlos in ein Frauenhaus „flüchten“ und irgendwelche Märchen erzählen. Die Kinder sind somit dem Vater entzogen und dieser weiss über Wochen oder Monate nicht einmal, wo sich seine Kinder aufhalten. Jahrzehntelang wurde nur Frauenpolitik gemacht, jegliche Mädchen- und Frauenanliegen fanden Mehrheiten und Milliarden von öffentlichen Geldern gesprochen, Knaben- und Männerpolitik wurde vernachlässigt und belächelt. Für Frauen wird alles gemacht, der Mann kann selber schauen wie er zurecht kommt, er muss sich keine Hoffnungen machen, dass er vom Sozialstaat Hilfe bekommt oder dass er vor der Justiz die gleichen Rechte besitzt.
Monika Ebeling:
Herr Kuhn, wie sieht eine Gesellschaft aus, wenn Sie mit Ihren Aktivitäten Erfolg haben? Wollen Sie Frauen wieder zurück an den Herd schicken? Gönnen Sie den Frauen ihren Erfolg nicht? Das riecht doch nach Geschlechterkampf, nur andersrum.
René Kuhn:
Niemand wünscht sich die Frauen zurück an den Herd. Was hätten denn die Männer davon? Frauen an den Herd, Männer in die Fabrik! Ich gönne jeder Frau ihren Erfolg und wenn sie mit einer Karriere glücklich ist, dann soll sie dies machen. Die Frau soll aber selber entscheiden dürfen, ob Sie Erfolg und Karriere machen will oder nicht und die Feministinnen haben den Frauen, welche sich für das traditionelle Rollenbild entscheiden nicht einzureden, dass dies falsch sei und sie Karriere machen müssen.
Ich will das Ende eines Zeitgeistes, der Frauen heiligspricht und Männer dämonisiert. Ich will das Ende einer Politik, die Frauen fördert und Männer diszipliniert. Ich fordere deshalb, dass Männern dieselbe Menschlichkeit, dasselbe Mitgefühl und dieselbe Unterstützung entgegengebracht werden wie den Frauen.
Unsere Feinde sind nicht die Frauen. Wir kämpfen nicht gegen die Frauen, sondern gegen den Feminismus, welcher heute mit Frauen in etwa so viel zu tun hat wie die Sozialistische Partei mit der Arbeiterschaft. Der Aufschrei einiger linksextremer Spätpupertierender, wonach die Antifeministen das Rad zurückdrehen und den Frauen ihre Emanzipation streitig machen wollten, ist völlig daneben.
Monika Ebeling:
Vielen Dank für Ihre Antworten. Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Sie wissen ja, ich arbeite auch als Gleichstellungsbeauftragte. Was würden Sie mir im Sinne Ihrer Bewegung mit auf den Weg geben wollen? Was sollten Gleichstellungsbeauftragte in Ihrem Sinne bedenken oder beachten? Haben Sie Wünsche an Fachleute, die sich für Gleichberechtigung einsetzen?
René Kuhn:
Von den Gleichstellungsbeauftragten erwarte ich, dass sich diese nicht nur einseitig mit Frauenthemen auseinandersetzen. So wie es heute läuft, sind diese Posten meistens durch Männerhasserinnen besetzt und in Kommissionen haben die Frauen die grosse Mehrheit. In der Schweiz beispielsweise gibt es das Eidgenössische Büro
für die Gleichstellung von Frau und Mann. In diesem Büro arbeiten 16 Personen, davon 15 Frauen. Was hat dies nun mit Gleichberechtigung zu tun, wenn dieses staatlich finanzierte Büro von 94% Frauen beherrscht wird? Was kann dort dieser eine Mann erreichen? Dort werden nur Frauenförderungsmassnahmen beschlossen und Männeranliegen werden zur Kenntnis genommen.
Die Beauftragten sollen endlich zur Kenntnis nehmen, dass es Frauen und Männer gibt und diese nicht gleichgemacht werden können. Ebenso sollen diese endlich damit aufhören, das männliche Geschlecht schlecht zu machen, indem immer dieselben Lügen verbreitet werden, wie beispielsweise, dass Gewalt immer vom Mann ausgeht oder dass Frauen weniger verdienen als Männer (Lohnlüge).
Eigentlich wären diese Personen überflüssig. In den Verfassungen der Länder ist die Gleichberechtigung definiert. Die Gerichte und der Staat müssten sich nur noch an die Gesetze halten und dann gäbe es keine Unterschiede in rechtlicher Hinsicht. Doch daran hat niemand Interesse, da die Frauenförderung zu einer Industrie herangewachsen ist und von unserem aufgeblähten Sozialstaat genüsslich profitiert.
Monika Ebeling:
Es war mir eine Freude mit Ihnen via Internet zu kommunizieren. Sie haben mich neugierig gemacht. Laden Sie mich doch bitte zu Ihrem nächsten Antifeministentreffen ein. Wann und wo wird das sein?
René Kuhn:
Ihr Platz als Referentin für unser 2. Internationales Antifeminismus-Treffen ist reserviert und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mit einem interessanten Referat zu einem weiteren Erfolg beitragen würden. Zurzeit sind wir noch an der Planung für das Treffen im Juni. Bei der Auswahl unserer Referenten haben wir bereits beim 1. Treffen nicht darauf geschaut, welche Ansichten vertreten werden. Schliesslich soll ein solches Treffen zu Diskussionen führen und Informationen vermitteln.
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Teil 2
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Rene Kuhn:
Als Gleichstellungsbeauftragte werden Sie sich vermutlich mehrheitlich mit Frauenanliegen auseinander setzen. Für welche Männeranliegen setzen Sie sich ein?
Monika Ebeling:
Ich bemühe mich um Parität in der Sache. Gerade weil die Zuschreibung an die ehemals „Frauenbeauftragten“, heute heißen sie in meinem Bundesland Gleichstellungsbeauftragte, so sehr in Richtung der Frauen geht. Mir ist diese Exklusivität zu einseitig. Ich sehe mich da d´accord mit der Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium und kann deren Abteilungsleitung zitieren: die Zeiten der „männerblinden“ Gleichstellungspolitik sind längst vorbei“.
Weder bin ich die Hausemanze meiner Kommune, noch stehe ich als Projektionsfläche für „den Feminismus“ zur Verfügung. Eine Gleichstellungsbeauftragte muss Gleichstellungsarbeit für Frauen u n d Männer machen und möglichst viele davon „mitnehmen“. Alles andere ist von gestern.
Herr Kuhn:
Wo ist Ihrer Meinung nach die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht erreicht? Wo setzen Sie sich aktiv ein, damit Mann und Frau gleichberechtigt sind?
Monika Ebeling:
Die Schwerpunkte setzen die Menschen, die sich mit ihren Anliegen an mich wenden. Es macht keinen Sinn sich gleichstellungspolitisch jahrzehntelang auf die immer gleichen Dinge zu beziehen. Aber es ist sehr sinnvoll ein offenes Ohr für die aktuellen Gleichstellungsbedürfnisse von Frauen u n d Männern zu haben.
Frauen sprechen mich z.B. an, weil es schwierig für sie ist Familie und Beruf zu vereinbaren. Sie arbeiten, weil das Familieneinkommen sonst nicht reichen würde und überlasten sich damit Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Männer sprechen mich an, weil sie im Falle einer Trennung oft Probleme haben die Kinder zu sehen. Sie haben Probleme bei den Behörden und Gerichten und führen diese auf die exklusive Gleichstellungspolitik im Sinne der Fraueninteressen zurück.
Oft fühlen sie sich bei diesen öffentlichen Stellen schlecht behandelt, nicht ernstgenommen, abgewertet und ausgenutzt.
Rene Kuhn:
Ein Kind braucht Vater und Mutter und Streitereien sollten nicht auf dem Buckel der Kinder ausgetragen werden. Doch leider missbrauchen sehr viele Frauen die Kinder als Druckmittel um mehr Vorteile zu erhalten. Finden Sie es richtig, dass Frauen die Kinder ihrem Vater entziehen und den Kontakt zum Vater abbrechen können?
Monika Ebeling:
Nein. Selbstverständlich nicht! Hier muss eine gesetzliche Regelung her, die es dem Kind garantiert seine Familiengemeinschaft mit beiden Seiten leben zu können. Alles andere bringt doch nur Nachteile. Erwiesenermaßen sind alleinerziehende Frauen arm dran. Finanziell belastet betreiben sie Raubbau an ihren eigenen Ressourcen. Die Kinder können sich in so einem belasteten Milieu nicht ausreichend gut entwickeln. Statistiken weisen aus, dass überproportional viele dieser Kinder Probleme haben, etwa in der Schule und mit dem Gesetz. Den Vätern geht es nicht weniger schlecht. Sie vegetieren am Existenzminimum oder arbeiten in mehreren Jobs, um Kind und Ex-Ehefrau zu finanzieren und noch einigermaßen Reserven für ein neues Leben zu haben.
Aus meiner Sicht wird in diesem Kontext viel zu sehr auf die Rechte, die Pflichten und das Monetäre fokussiert. Man verliert das Eigentliche aus den Augen. Da ist eine Familie. Auch wenn die Ehe oder die Beziehung zerbrochen ist. Es bleibt eine Familie.
Die sollte so souverän und autonom wie nur irgend möglich ihre ureigenen Belange miteinander klären. Das sollte die Regel werden und nicht die Ausnahme. Wenn sich nur einer der Beteiligten an Behörden oder Gerichte wendet, dann gibt man damit die familiäre Autonomie und Privatheit auf. Ich sehe daran nichts Gutes.
Mir würde es nicht gefallen, mir von einer Mitarbeiterin des Jugendamtes oder einem Richter vorschreiben zu lassen, wie ich meine Familienangelegenheiten zu regeln habe. Das ist in erster Linie Privatsache. Es ist ein Armutszeugnis, dass so viele Frauen und Männer meinen, sich an Dritte wenden zu müssen. Das kostet womöglich mehr Geld und Einsatz, als wenn man sich respektvoll und wertschätzende miteinander einigen würde.
René Kuhn
Was halten Sie von den dauernden Forderungen von Quoten? Ich habe festgestellt, dass Frauen gar keine Quoten wollen, denn Frauen wollen auch anhand ihrer Leistungen gemessen werden. Frauen, welche Quoten fordern sind doch alles Versagerinnen!
Monika Ebeling
Versager ist ein starkes Wort. Ich würde eher sagen, da ist nicht konsequent nachund weitergedacht worden. Das kann auch ein „versagen“ sein. Erstaunlicherweise wird ja dort eine Frauenquote gefordert, wo es um viel Macht und Geld geht. Als Gleichstellungsbeauftragte muss ich mich nicht für sehr gut ausgebildete
Akademikerinnen einsetzen, die nach einer entsprechenden Berufskarriere nicht in der Lage sind ihre Gehaltsvorstellungen durchzusetzen. Da gibt es wahrlich dringenderen Gleichstellungsbedarf an anderer Stelle. Ich halte nichts von Quoten in keinem Bereich. Stellen Sie sich einmal vor, wir würden die Quote durch die gesamte Wirtschaft durch deklinieren. 30 % Müllwerkerinnen, 30 % Malerinnen usw. auf der einen und 30 % Arzthelfer, 30 % Sekretäre usw. auf der anderen Seite. Da würde wohl mancher Arbeitsplatz unbesetzt bleiben. Nein, ich denke wer einen speziellen Berufswunsch hat, die entsprechende Bildung mitbringt und persönliche Fähigkeiten vorweist, die er in diesem Job braucht, der wird auch einen Arbeitgeber finden.
René Kuhn:
An den Schulen gibt es fast nur noch Pädagoginnen. Im schlimmsten Fall ist ein Knabe von Geburt an bis zum Ende der Schulzeit nur von Frauen umgeben. Warum wurde Ihrer Meinung nach seit Jahren nur immer Mädchen- und Frauenförderung betrieben und die Knaben- und Männer sind völlig vernachlässigt worden?
Monika Ebeling:
Die Frauenbewegung und der Feminismus sind in den letzten Jahrzehnten „laut“ aufgetreten und mit staatlicher Hilfe institutionalisiert worden. Es sind Steuergelder locker gemacht worden, aus denen sich eine ganze Armada von Frauen bedient. Ein Berufszweig exklusiv von und für Frauen.
Mit dem § 218 sind Frauen zum „Herren“ über Leben und Tod geworden. Bei so viel Selbstermächtigung kann einem ganz schwindelig werden. Frühgeborene Kinder hat man noch bis vor wenige Jahrzehnte ohne Narkose „operiert“, weil man glaubte sie spüren nichts. Es gibt kaum noch Kinder mit Down Syndrom, weil diese abgetrieben werden. Neulich las ich, Fische würden Schmerz spüren, wenn sie am Angelhaken hängen. Tierschutz funktioniert gut, da finden sich gleich Aktivisten. Für Kinder geht so schnell keiner auf die Straße.
Mir kommt es so vor, als wenn eine nicht unerhebliche Zahl von Frauen ihr Herz erkalten ließ. Es mangelt an Empathie für das andere Geschlecht und nicht selten auch fürs Kind. Sonst würden nicht so viele Frauen alleinerziehend sein wollen.
Männer sind im letzten Jahrhundert zum Schweigen gebracht worden. Nach den Erfahrungen von zwei weltweiten „Soldatenschlachten“, der Verunsicherung durch ein sich auflösendes Patriarchat und dem Dazutun der Frauenbewegung eigentlich kein Wunder. Es braucht eine Selbstermächtigung des Mannes nach dem Niedergang des Patriarchats. Ähnlich wie bei der Frauenbewegung braucht es männliche und vielleicht auch einige weibliche Akteure, die den Weg für ein schwaches Geschlecht ebnen. Jetzt kommt mir doch glatt Moses in den Sinn, der sein Volk aus der Sklaverei führte.
Da ist wohl insgesamt etwas aus dem Ruder gelaufen und muss womöglich korrigiert werden.
Rene Kuhn:
Ich stelle immer wieder fest, dass Männer einsam vor sich her leiden, weil sie keine Unterstützung bekommen. Für Frauen gibt es unendliche Angebote in Krisensituationen, sie bekommt jegliche erdenkliche Beratung und Hilfe. Ein Mann hingegen muss selber schauen, wie er zu Recht kommt. Würde es nicht noch einige privat finanzierte Beratungsstellen für Männer geben, dann wären sie völlig auf sich alleine gestellt. Meinen Sie nicht, dass es Aufgabe der Gleichstellungsbeauftragten wäre, sich auch für die Anliegen der Männer einzusetzen?
Monika Ebeling:
Ganz eindeutig Ja! Und nicht nur die! Unsere kulturelle und politische Prägung gebietet es, sich für schwächere einzusetzen und das ohne Ansehen der Person, des Geschlechtes. Sonst kann ich dieses öffentliche Amt nicht ausüben.
Das Leid der Väter scheint mir der beste Ansatzpunkt dafür Öffentlichkeit für die Gleichstellungsbedürfnisse von Männern zu erlangen. Der männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund hat das katholische Mädchen vom Lande abgelöst. Also auch das Schicksal unserer Jungs kann Emotionen wecken, die es braucht um die Öffentlichkeit aufzuwecken und vielleicht sogar eine Männerbewegung in Gang zu bringen.
Männer sind in einem doppelten Dilemma. Sie müssen sich offenbaren, um der Welt klar zu machen, welchen Nachteilen sie ausgesetzt sind. Doch, wer tut das schon, wenn er sich keiner Hilfe sicher sein kann. Es braucht sehr mutige Männer, die diesem ersten Schritte auf einem unsicheren Terrain machen. Und dann sind da noch die Kinder, meist in staatlich protegierter Obhut der Mutter. Ein Mann kann alles verlieren, eine Frau wird weitgehend aufgefangen. Da ist gleichstellungspolitischer Handlungsbedarf. Ich bin mir noch nicht so sicher, welche Forderung sich letztendlich durchsetzen wird. Entweder wird konsequent ein ebenso staatlich gefördertes Netz für Männer aufgebaut, wie es für Frauen bereits selbstverständlich ist, oder wir geben die Fokussierung auf das Geschlecht grundsätzlich auf. Entweder wir investieren Millionen, wenn nicht gar Milliarden Steuermittel auch in die Gleichstellungsbedürfnisse von Männer oder wir sparen Millionen, wenn nicht gar Milliarden Steuermittel und überlassen es den Individuen ihr Glück zu suchen. Gleichstellungspolitik muss demokratischer werden und die Inhalte müssen mit Frauen und Männer abgestimmt werden, wenn sie an Gerechtigkeit gewinnen will.
Hier ist Bürgerbeteiligung, damit meine ich die Beteiligung von Frauen u n d Männern, viele Jahre viel zu kurz gekommen. Das sollte sich schnellstmöglich ändern!
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