Samstag, 24. Oktober 2009

"Es heisst Maskulinismus, nicht Maskulismus!"

Vor einigen Jahren schenkte mir einer meiner Verflossenen ein Foto von ihr, wie sie vor dem Klavier sass und etwas unsicher in die Kamera sah. Ich war auf der Stelle fasziniert von diesem Bild und stellte es bei mir auf dem Tisch auf. Wie ein Trophäenstück präsentierte ich es meiner Familie, welche zustimmend meinte, dass sie wirklich ansehlich sei.

Niemand - erst recht nicht ich selber - hatte etwas an diesem Bild auszusetzen.

Als wir getrennte Wege gingen, geriet das Bild in Vergessenheit. Nach einiger Zeit kam es beim Aufräumen wieder zu Vorschein. Erst jetzt viel mir auf, dass sie auf diesem Bild nicht lachte. Kein Hauch eines Lächelns. Nur ihr etwas gezwungener Blick in die Kamera. Ein emotionsloses Gesicht einer Person, welche pflichtbewusst dort am Klavier sass.

Erst als ich eine emotionale Distanz zu dieser Person aufgebaut hatte, nahm ich das fehlende Lächeln wahr.

Neue Wörter und fehlende emotionale Distanz

Genau wie bei jenem Bild, das je nach emotionalem Status der betrachtenden Person einen völlig anderen Eindruck hinterlässt, verhält es sich mit dem Wort Maskulismus. Manche dort draussen schreiben Maskulinismus, statt Maskulismus, weil sie meinen, dass sich das Wort von 'maskulin' herleite.

Ein halbbewusster Irrtum, deren Quelle sehr viel tiefer sitzt, als die bockige Argumentationsschwäche der Verfechter dieses Wortungetüms auf dem ersten Blick erscheinen lässt. Denn viele halten den Maskulismus für eine plumpe Abwehrreaktion einer verletzten Männlichkeit, ein Phänomen, welches in ihren Augen in ihrer Männlichkeit zweifelnde Männchen befalle, die sich nun um eine neue Flagge übertrieben chauvinistischer Männlichkeitsgebaren versammeln würden.

Sie können sich gar nichts anderes unter diesem Wort vorstellen, denn alleine schon der Gedanke, dass Männer sich eine Welt erschaffen, in denen sie ihre eigenen Vorstellungen von Gleichberechtigung durchsetzen und den Feminismus somit in seinen Grundfesten erschüttern, lässt ihre Glieder kalt werden vor Angst. Sie wagen nicht das zu sehen, wofür der Maskulismus steht, denn dann müssten sie sich selber zwangsläufig eingestehen, dass ihr bisheriges Weltbild gestrig und somit obsolet geworden ist.

Nackte Angst vor der Erkenntnis

Denn welche Reaktion erfasst einen Pudel, wenn er sich die Prinzipien des Maskulismus durchliest? Was geht in seinem Kopf vor, wenn er mit der Essenz des Maskulismus konfrontiert wird?

Er verweigert sich mit aller Kraft seines erbärmlichen Geistes den Wörtern und ihrer Bedeutung, sucht verzweifelt nach hintergründigen, mehrdeutigen Phrasen, die auf allfälligen Frauenhass verweisen könnten, durchwühlt die Texte nach fehlendem Frauenerfolg und wischt sich mühsam den Schweiss von der Stirn welche die unerwünschte Epiphanie des Perseus ihm aufbürdet. Eine geradezu perfide Sehnsucht nach psychischen Störungen und zu kurz Geratenem beim Autor des ketzerischen Textes befällt den Getriebenen, der nicht akzeptieren kann, dass seine Päpstinnen und Inquisitorinnen doch nicht Recht haben könnten.

Und dass sie ihn benutzen wie eine Marionette und ihre Behauptungen so leer und bedeutungslos wie das Vakuum in ihren Köpfen sind. Denn wem wird schon gerne ins Gesicht gerieben, dass sein Handeln und Denken von Selbsthass und Verachtung für das eigene Geschlecht durchwuchert ist?

Nein!

Lieber wünscht man sich, dass die Maskulisten alle Frauen wieder zurück an den Herd stellen wollen und das Patriarchat glorifizieren.

Die sich hinter falschen Wörtern verstecken

Denn würden sie Maskulismus statt Maskulinismus schreiben, würden sie indirekt anerkennen, dass es sich nicht wie immer von ihnen behauptet um zu kurz geratene und gekränkte Männlichkeit, sondern um valide Interessensvertretung diskriminierter und entrechteter Männer handelt. Denn was müssten sie sich sonst noch alles eingestehen, wenn das 'Monstrum' nicht ihren Vorurteilen entspricht?

Und das käme schon fast einer Zustimmung unserer Positionen gleich.

Oder wie erklärt ihr es euch, dass Aussenstehende, die kaum einen einzigen maskulistischen Text je richtig gelesen haben, uns vorzuschreiben wagen, wie wir uns zu nennen hätten?

Wenn wir zulassen würden, dass der Gegner unseren Namen bestimmt, welche Bestandteile des Maskulismus werden dann noch ihrem Gefallen angepasst? Eine Bewegung gibt sich selber den Namen und lässt sich dabei nicht von anderen und ihren krankhaften Vorstellungen reinreden.

Übrigens: Das Klavierbild schickte ich meiner Verlossenenen per Post zurück.

Die fremde Fassade ist nicht aussagekräftig

Sonntag, 18. Oktober 2009

Arne Hoffmanns Kritik

Arne Hoffmann ist eines jener Urgesteine, welche der Männerrechtsbewegung nicht nur einen Namen und somit ein Gesicht, sondern uns auch wertvolle Bücher, wichtige Aufklärungsarbeit und ständige Versorgung mit relevanten Neuigkeiten brachte. Für nicht wenige Männerrechtler und auch für mich ist er einer jener Propheten, welcher jahrelang wie ein Fels in der Brandung stand, einem Fixpunkt in den tosenden Stürmen unseres Kampfes. Das er seine Blogarbeit einstellte, war für viele von uns ein Schock.

Um so schockierender kam deshalb für manche dieser Beitrag im Forum der Piraten, in dem er noch einmal seine Kritik am gelben Forum ausführlicher und mehr personenbezogen abfasste und sich somit vom jenem wichtigen Marktplatz unterschiedlichster Meinungen der Männerechtsbewegung distanzierte. Und das auch noch im Laufe einer Rechtfertigung gegenüber einer Feministin, welche ihn (einen gemässigten Männerrechtler) mit einigen Randfiguren der Bewegung in einen Topf warf.

(Übrigens: Auch ich kriege mein Fett weg! :-) Wer schon immer mal was Negatives über diesen Blog lesen wollte, der hat >> HIER << dazu Gelegenheit. Und da soll noch einer sagen, wir Maskulisten seien nicht kritikfähig.)

Dabei wurden einzelne Schreiber des Forums mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht und generell machte Arne Hoffmann seinem Unmut Luft, dass das Forum immer radikaler und somit für die Männerechtsbewegung rufschädigend werde. Jahrelange, mühsame Arbeit werde hier zunichte gemacht; vernichtet vom anonymem Sturm und Drang eines Forums, in dem die Gemässigten schon seit längerem die Flinte ins Korn geschmissen hätten. Neulinge würden abgeschreckt werden von teilweise frauenfeindlichen Exoten und pöhse, rechtskonservative Meinungen würden die Männerrechtsbewegung für viele disqualifizieren.

Dies löste im gelben Forum natürlich massiven Wirbel aus. Gegenkritik fiel, Verschwörungstheorien kursierten die Runde; Arne Hoffman sei gekauft worden, es sei somit auch kein Zufall, dass die Arbeit an seinem Blog eingestellt wurde und so weiter. Die Beschuldigten formierten sich und machten nun ihrerseits Arne Hoffmann Vorwürfe. Er sei zu gemässigt, zu kompromissbereit, zu muslimfreundlich, zu links, zu mainstream und würde die gleichen Mechanismen gegen seine ehemaligen Waffenbrüder verwenden, welche er immer bei den Feministinnen kritisiert hat.

Einige Schreiber des gelben Forums nahmen Arne Hoffmann in Schutz und wiesen auf sein gewaltiges Werk und seine zahllosen Verdienste für die Männerbewegung hin. Dies verleihe ihm einen gewissen Spielraum und somit Immunität. Man könne nicht eine solche wichtige Figur der Männerrechtler einfach so in Ungnade fallen lassen. Von der Gegenseite kam dann der Vorwurf der Götzenverehrung, welche blind für die Mängel der angeprangerten Person sei.

Dabei ist Arne Hoffmanns Abneigung gegenüber dem gelben Forum beileibe keine Neuigkeit. Nachdem er seine Schreibtätigkeit in jenem Forum vor einiger Zeit einstellte, hob er auch die Verlinkung von seinem Blog auf das Gelbe auf. Mehrmals habe er auch Kontakt mit der Forenleitung aufgenommen um seine Kritik zu äussern - von seiner Seite aus gesehen vergebens.

Es ist tragisch, dass dieser Disput so weit und so öffentlich eskalieren musste, jedoch wie bereits ausgeführt nicht wirklich verwunderlich. Dass das gelbe Forum nicht gerade eine Visitenkarte für die Männerrechtsbewegung ist, ist allen klar. Doch gerade durch die Ungebundenheit und die Unbeschränktheit ist es ein wichtiger Sammelpunkt für alle Ecken und Enden der Männerrechtsbewegung, welche dort zusammenkommen und ihre Dispute und Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren. Nicht selten fliegen dabei die Fetzen und im Nachhinein sind alle schlauer geworden.

Dass dabei jedoch auf Etikette geschissen und viele Anstandsformen häufig missachtet werden, ist zwar tragisch, ist jedoch für eine freie und uneingeschränkte Meinungsäusserung ein leider unausweichlicher Kollateralschaden. In anderen Foren wird teilweise heftigste Zensur eingesetzt, um die Diskussionen in Bahnen zu treiben, die die ungestörte Ausformulierung von Gedanken und Gefühlen verhindert. Denn man überlegt sich zwei oder drei Mal, was man wie schreiben soll und ob überhaupt das Gedachte aufgeschrieben werden soll. Zensur besitzt in diesen Dimensionen immer eine vorauseilend abschreckende Wirkung - auch bei harmloseren Diskussionen, die sich somit nicht ungestört entwickeln können.

Man kann Arne Hoffmanns Sichtweise verstehen, wenn er sagt, dass gewisse Auswüchse, die einen alteingesessenen Veteran nicht mehr stören einem Neuling einen gehörigen Schrecken einjagen können. Doch ist es nicht gerade die permanente Furcht jemanden zu irritieren und bei anderen einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, die uns davon abhält das Maul im realen Leben aufzumachen und gegen das Feminat die Stimme zu ergreifen?

Es gibt Personen im gelben Forum, deren Ansichten ich nicht teile und vollständig ablehne. Diese Personen werden vermutlich ähnlich über meine Ansichten urteilen. Doch da niemand von uns die Wahrheit gepachtet hat, ist es für uns besser, andere Meinungen zu tolerieren und Gemeinsamkeiten und Kompromisse auszuarbeiten um eine gewisse Grundeinigkeit zu gewährleisten. Was leider häufig vergessen wird ist, dass es sich immer um eine Ansammlung von Einzelmeinungen handelt, die nicht jener der gesamten Männerbewegung entspricht.

Und leider versuchen Aussenstehende uns zu entzweien, indem sie verlangen, dass man sich von gewissen Individuen distanziert. Doch haben dies die Feministinnen jemals gemacht? Haben die sich jemals von ihrer radikaleren Stimmen distanziert? Eben.

Und warum sollten wir jetzt gerade auf die Feministinnen hören, wenn es darum geht, von wem sich die Männerbewegung distanzieren soll und von wem nicht?

Schlussfolgernd sage ich, dass dieser Disput nicht die Schuld von Arne Hoffmann ist, sondern von jener Feministin, welche Arne Hoffmann so weit drangsalierte, dass sein Abwehrreflex gewisse Gegebenheiten zu deutlich hervorbrachte. Vielleichte wäre eine kürzere, prägnantere Antwort auf die Distanzierungsaufforderungen klüger gewesen, doch jetzt Arne Hoffmann für seine Ehrlichkeit wie eine heisse Kartoffel fallen zu lassen, ist unangebracht.


Arne Hoffmanns grösstes Werk

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Österreich: Die Männer organisieren und wehren sich

Da soll doch noch einer sagen, dass die Männerrechtsbewegung ohne Effekt sei! Da beschreibt eine Feministin genau und bis ins kleinste Detail, wie Männer sich organisieren und die Gesetze der Gleichberechtigung für den Kampf gegen Männerdiskriminierung nutzen. Sie ist davon so tief beeindruckt, dass sie deren Methoden und Handeln als vorbildlich darstellt, von denen man noch etwas "in puncto Gegenwehr" lernen könne!

Aber lest selbst.

"[...]

Von Männern kann man in puncto Gegenwehr noch eine ganze Menge lernen. Denn wie reagieren die Herren, wenn sie sich benachteiligt fühlen? Sie klagen beim Verfassungsgerichtshof wegen der Summe von 20 Euro, weil sie beim Eintritt ins Fußballstadion tiefer ins Börsel greifen müssen als Frauen, die man mit niedrigeren Ticketpreisen ins Stadion locken wollte. Ergo fühlt sich der Herr Fan diskriminiert.

Beleidigte Adamsjünger schaffen sich einen „Männerspielplatz“, auf dem sie im Schlamm mit Gokarts umherdüsen und ganz Held sein dürfen (Bericht im ORF-Report) und auf dem Frauen nur zugelassen sind, um das glorreiche Ereignis im Bild festzuhalten. Und sie organisieren sich in der Männerpartei, die darüber klagt, dass „alles für die Frauen geschieht, aber nichts für die Männer“.

Angefangen bei der Ungerechtigkeit beim Militärdienst, dem höheren Pensionsantrittsalter und der himmelschreienden Ungerechtigkeit bei den Seniorentarifen der Öffis: erst ab dem Alter von 65 für die Rentner, aber ab 60 für die Rentnerinnen. Dies alles angesichts der Tatsache, dass die Hascherl – statistisch – auch noch früher das Zeitliche segnen, so der Jammer der Betroffenen.

Zwei Drittel der Beschwerden bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft erfolgen mittlerweile von Männern. Ja, so macht Mann das: klagt, organisiert sich und verschafft sich Öffentlichkeit."


Wenn sogar eine Gegnerin zähneknirschend zugibt, dass die Männerrechtsbewegung massiv an Fahrt gewinnt, dann kann unser Wirken nicht umsonst sein. Haben sie doch jahrelang Männerdiskriminierung heruntergespielt oder gar als sinnvoll betrachtet!

Über zwei Drittel aller Beschwerden wegen Diskriminierung gehen inzwischen von Männern aus! Uns Maskulisten wundert das natürlich nicht im Geringsten.

Ich bin gespannt, wie sich das in den kommenden Dekaden entwickelt.

Männerspielplatz

Montag, 12. Oktober 2009

"End woman suffrage"

Dass viele Frauen nicht so Ahnung vom Rechtsstaat und von ihren unzähligen Privilegien haben, zeigt dieses interessante Video. Dabei geht es um eine gestellte Petition, welche an einer der besseren High Schools in den USA durchgeführt wird, um das Frauenwahlrecht abzuschaffen.

Dabei muss man beachten, dass Frauenwahlrecht auf Englisch woman suffrage heisst - was häufig mit women's suffering (das Leiden der Frauen) verwechselt wird. Viele dieser angehenden Mitgliederinnen der intellektuellen "Elite" der USA sind deshalb auch ohne zu Zögern bereit, zu unterschreiben.

Aber seht selbst.



Und zum Abschluss noch ein lauwarme Begründung, warum mich dieses Video nicht weiter überrascht hat (man beachte das "Yurop") ;-)

Dienstag, 6. Oktober 2009

Ist doch nicht so schlimm!

Vor ein paar Jahren waren ein paar Kumpels und ich am Abend noch in unserer Mittelschule unterwegs, nachdem der tägliche Schülerstrom bereits versiegt war. Als wir am örtlichen Frauen-WC vorbei kamen, beschlossen wir rein aus Jux da mal reinzuschauen. Nach einigen flüchtigen Kontrollblicken in die Gänge schritten wir also hinein - und waren völlig überrascht.

Man muss dazu wissen, dass sich unser Männer-WC damals in eher schlechtem Zustand befand. Es wurde nicht allzu häufig geputzt und häufig waren sie von Defekten und abgenutztem Material betroffen. Ein hässliches Plättchenmuster (dunkelgrün), ein abstossend gefärbter Boden mit türkisfarbenen Trennwänden und völlig verkratzte, alte WCs rundete das unsympathische Loch ab. Das Lavabo war klein und hatte auch schon bessere Zeiten gesehen, Seife gab es selten und im mickrigen, rechteckigen Spiegel erkannte man sich auch eher schlecht als recht (wenn er überhaupt da war). Es dominierten die Farben Kackbraun, würgendes Dunkelgrün und Uringelb (die Beschichtung des Fensters als Sichtschutz).

Deshalb staunten wir nicht schlecht, als wir nun mitten im Frauen-WC standen, welche sich gerade einmal ein Stockwerk direkt über unserem Männer-WC befand. Der erste farbliche Eindruck war ein strahlendes Weiss mit einem Silberstich von den drei ovalen, edlen Spiegeln über den drei hellen Waschtafeln mit so schwarzen Verästelungen drin, welche rechts und links von Regalen gefüllt mit Necessairs (Kulturbeuteln) flankiert wurden. Die Trennwände waren in erstklassigem Zustand und hatten auch dieses Persilweiss an sich. Der Boden wies saubere, schöne und zum Gesamtbild passende Plättchen auf. Zwei Mülleimer, grosszügige Seifen- und Papierspender, Stangen für Handtücher und anderer Krimskrams rundeten das Bild ab.

Unsere Kiefer hingen runter, so sehr stach der Unterschied zwischen den beiden WCs ins Auge. Als konnten wir den Anblick und die unfreiwillig emfangene Offenbarung der Wahrheit ("Ihr Männer seid dies alles nicht wert!") nicht ertragen, waren wir nach einigen kurzen Augenblicken auch wieder draussen und redeten fortan kein Wort mehr darüber.

Hätte ich den penetranten Unterschied nicht mit eigenen Augen gesehen, würde es nicht glauben.

Ich schilderte unsere Erkenntnis dann meinen Eltern und die murmelten dazu nur, dass Frauen halt ein höheres Hygienebedürnis hätten.

Rechtfertigt das Marmorwaschtafeln, Regale für Necessairs, drei edle Spiegel und eine generell viel einladendere Atmosphäre als jene unseres Männer-WCs, das eher der Kloake einer italienischen Raststätte glich? Darauf wusste man keine Antwort.

Haben die Menschen das Gefühl, dass Männer etwa Tiere sind, die auch noch im grössten Dreck ihr Geschäft erledigen? Vielleicht haben sie gerade deswegen ein "kleineres Hygienebedürfnis", weil man nie auf ihre Hygiene Rücksicht genommen hat und wir uns an so ein Elend anpassen mussten? Schon mal so weit gedacht?

Von dieser unangenehmen Entdeckung erzähle ich immer jenen Leuten, welche das Gefühl haben, dass das mit dem Feminismus doch alles nicht so schlimm sei. Denn es zeigt sehr schön, wie das Wertgefälle sich im Alltäglichen subtil eingeschlichen hat, ohne dass es jemand gross mehr aufregen würde. Denn welcher Mann geht schon regelmässig aufs Frauen-WC und schaut da mal nach wie es dort aussieht?

Es ist somit das Gleiche wie bei der Geschlechterpolitik. Weil sich kaum Männer dafür interessieren, merken sie erst viel zu spät, dass sie systematisch verarscht werden. Während die Frauen also über die Politik Marmorwaschtische und Deluxe-WCs kriegen, dürfen wir Männer uns mit italienischen Verhältnissen anfreunden und die meisten empfinden das dann auch noch als normal!

Und das alles läuft dann unter dem Deckmäntelchen von "Gleichberechtigung" und Gleichstellung. Doch es sind die Details, welche den Sexismus dieser Politik offenlegen.

Und das zieht in unserer Gesellschaft Kreise bis zu den WCs in meiner Mittelschule.

Das moderne WC ist ein hochkomplexes System voller Tücken

Samstag, 3. Oktober 2009

Die Aufhebung von Denkverboten

Als ich noch klein war und meinen Wind noch nicht so unter Kontrolle hatte, sagte meine Grossmutter immer, dass jeder Furz ein Fünfliber wert sei. Dies passte natürlich wiederum meiner Mutter überhaupt nicht. Denn schliesslich soll man seinen Darm im Griff haben! Wie konnte man dann nur so eine Meinung (wenn auch nur zum Spass) von sich geben?

Neulich diskutierte ich mit einem meiner Kumpel über Kampfsport. Er war ein langjähriger Kampfsportler und deshalb verlief das Gespräch enthusiastisch und leidenschaftlich. Zumindest so lange, bis einer unserer Kommilitonen über den halben Hörsaal uns folgendes zurief: "Redet nicht über Gewalt!"

Vor einigen Jahren besprachen wir (wieder einmal) mit der Lehrerin das Thema Frauenrechte und Diskriminierung der Frauen weltweit. Aus jugendlicher "Naivität" heraus fragte ich, ob denn die einseitige Wehrpflicht nur für Männer nicht auch diskriminierend sei. Der entsetzte Blick in den Augen der Lehrerin sagte mir deutlich, dass sie darüber noch niemals nachgedacht hatte - oder nachdenken wollte.

Nach getaner Arbeit sassen Kumpels und ich im Bus auf dem Weg nach Hause. Man fragte mich, was ich denn so für Bücher lesen würde. Vor Faszination triefend erzählte ich ihnen von einem Buch über die Geschichte der Kreuzzüge, dessen Autor es mit seiner packenden und spannenden Schreibweise schaffte, den Leser nicht mehr los zu lassen. Doch sobald sie die Wörter Kreuzzüge und Kreuzritter hörten, schalmeite es mir um die Ohren: "Aber Kreuzritter sind politisch inkorrekt!"

Was haben alle diese Erlebnisse gemeinsam? Sie alle handeln entweder von Denk-, Meinungs- oder Redeverboten. Oder alle drei auf einmal.

Unsichtbare Fesseln in meinem Geist


Als ich aufwuchs, sagte man uns immer, wir sollen uns unsere eigene Meinung bilden. Wir sollten kein Wort für bare Münze nehmen und jeden Schein regelmässig hinterfragen. Es sei eine Voraussetzung für die Mündigkeit eines Individuums in unserer Gesellschaft, dass er seine eigene Meinung finden, entwickeln und vertreten könne.

Doch schnell merkte ich - weniger durch direkte Worte, sondern durch subtile Gesten - dass gewisse Bereiche für die eigene Meinungsfindung auch in unserer heutigen, freiheitlichen Gesellschaft absolut tabu waren. Gewisse Dinge durften nicht gesagt werden. Manche Sachen durften nicht in Erwägung gezogen werden. Nicht wenige Themen durften nicht angesprochen werden.

Die meisten verstanden - und gingen mit diesen Vorgaben konform. Sie passten sich an, nicht unbedingt weil sie einverstanden waren, sondern weil es leichter war, als sich in Opposition gegen die Mehrheitsmeinung zu begeben.

Auch ich habe es versucht. Ich habe mir ernsthaft Mühe gegeben, mich anzupassen, gewisse Meinungen zu adoptieren, auch wenn ich ihren verrotteten und ausgefransten Inhalt kaum in meinem Geist ertragen konnte. Ich versuchte mir vorzumachen, dass es ein Reifeprozess sei, der wie beim Genuss von alkoholischen Getränken eine bestimmte Gewöhnungszeit brauche, bis sich der lustvolle Geschmack einstelle.

Doch ich schaffte es nicht.

Noch bevor ich überhaupt Zugang zu unabhängigen Quellen, unverfälschten Fakten und Individuen mit genügend Rückgrat und Stärke zur eigenen Meinung besass, spürte ich schon, wie gewisse Meinungen und Gedanken anderer für mich nicht in Frage kommen konnten. Noch ohne die Logik ihrer Widerlegung für mich beanspruchen zu können, fühlte ich, wie diese Meinungen niemals zu mir passen konnten.

Rückblickend empfinde ich jene Zeiten als Qual, in denen ich abscheuliche Gedanken in meinen Geist herabpresste und nur mühsam den unweigerlichen Drang zu würgen und zu röcheln unterdrücken konnte. So wie Prometheus am Kaukasus gekettet wurde, da er eine (in den Augen der Götter) unverschämte Tat vollbrachte (den Menschen das Feuer zu bringen), so litt ich an den unsichtbaren Fesseln in meinem Geist.

Der entfesselte Prometheus


Doch egal wieviel Mühe ich mir gab, mich anzupassen, irgendwann schlichen sich Fakten und andere Weltanschauungen in meinen Geist hinein. Genauso wie ein Jugendlicher verstohlen und mit vorsichtigen Blicken in allen Richtungen seine erste Zigarette oder sein erstes Bier noch weit unter dem dafür vorgesehenen Mindestalter konsumiert, setzte auch ich mich sehr bald mit Meinungen und Ansichten auseinander, vor denen die meisten in meinem Umfeld aus Angst vor Gesichtverlust zurückwichen.

Im Nachhinein darf ich sagen, dass dies nicht etwas ist, was ich aktiv betrieben hätte. Im Gegenteil, es fühlt sich so an, als würde ich eher widerwillig davon angezogen. Als wollte etwas mit aller Gewalt in meinem Kopf um endlich die Dinge richtig zu stellen und eine ewige Sehnsucht nach eigener, unverfälschter Meinung zu befriedigen.

Doch erst nach Jahren der Verstohlenheit, der verheimlichten Gedanken und der Furcht vor Konfrontation nahm ich eine folgenschwere Entscheidung.

Ich löste mich von Verboten welche das freie Denken, das unverblümte Sprechen und die eigene freie Meinungsbildung beschränkten. Ich warf all den gedanklichen Dreck und den pseudointellektuellen Müll über Bord. Ich zerriss die politische Korrektheit in der Luft und mit den übrig gebliebenen Fetzen beheizte ich eine endlose Debatte in meinem Kopf, welche mir so viel mehr versprach als nur gesellschaftliche Akzeptanz.

Von nun an würde ich jedes Tabu und jedes Verbotsschild, welches andere in meinem Kopf installiert hatten in Frage stellen. Konnte ich die Logik hinter ihnen verstehen, behielt ich sie bei. Waren sie jedoch von Irrationalität und von persönlichen oder politischen Interessen anderer durchsetzt, verbrannte ich sie mit all der über die Jahre angestauten Wut ob der unfreiwilligen Fremdbestimmung.

Und ich machte daraus auch öffentlich keinen Hehl mehr. In Folge dessen verlor ich Menschen aus meinem Umfeld, doch gewann unzählige Neue dazu, so dass ich schlussendlich heute - in den Augen mancher als gesellschaftlicher Pariah - sozial wesentlich gefestigter dastehe, als ich es früher jemals zu träumen wagte.

Der Sinn von Denkverboten


Da dies jetzt schon Jahre zurückliegt, kann ich nun mit nüchternem Verstand und weniger von jugendlichem Befreiungs- und Revolutionswahn gewisse gesellschaftliche Menchanismen beurteilen, ohne mehr blind von ihnen betroffen zu sein.

Eine Gesellschaft funktioniert nur mit klaren Regeln und mit Autorität. Es braucht Verbote und Bestrafung und eine gewisse Homogenität um den Menschen eine Orientierung und einen Fixpunkt bezüglich ihrer eigenen Identität und Position in der Welt bieten zu können. Je nach Sachzwängen ist die Gesellschaft auf mehr Homogenität, strengeren Regeln und härteren Verboten angewiesen.

Sind Ressourcen knapp und das Umfeld strotzt nur so vor Gefahren, so wird eine Gesellschaft um das Überleben zu sichern straffere Zügel anlegen oder untergehen. Kann sie sich eine gewisse Trödelei leisten, da Ressourcen im Überfluss vorhanden und der Feind besiegt ist, so werden sich lockerere Umgangsweisen und weniger Strenge durchsetzen.

Dass zum Beispiel das mittelalterliche Denkverbot, die katholische Kirche und den Glauben nicht in Frage zu stellen, für uns wenig Sinn macht, liegt daran, dass sich das Umfeld der Gesellschaft in den letzten 1000 Jahren so massiv gewandelt hat, dass dieses Denkverbot obsolet wurde. Denn der Glaube war an vielen Orten Europas damals das Einzige, was die Gesellschaft vor der völligen Anarchie bewahrte und somit die (wenn auch in unserer Augen zweifelhafte) Stabilität garantierte.

Man muss somit unterscheiden zwischen Denkverboten, welche die Stabilität einer Gesellschaft sicherstellen und politischen, persönlichen Denkverboten, welche geschaffen wurden, um Sonderinteressen gewisser Gruppen durchzusetzen.

Während die Logik es unter Umständen zulässt, dass die Verbote erster Art ein Existenzrecht besitzen können, so wird die Irrationalität der Verbote zweiter Art schnell deutlich. Denn sie existieren unabhängig von gesellschaftlicher Instabilität und bedienen nicht die Interessen der Mehrheit, sondern einer Minderheit.

Freilich sind die Grenzen fliessend und vielfach ist keine klare Unterscheidung vom Punkt der eigenen Involviertheit heraus möglich.

Deshalb gibt es einen Unterschied zwischen jenen, welche ALLE Denkverbote der Gesellschaft aus Prinzip ablehnen und jene, welche Denkverbote politischer und persönlicher Natur ablehnen. Der Eine ist ein hirnloser Anarchist, während der Andere schlichtweg seine eigene Meinung aus eigener Kraft bilden möchte.

So wie es jedem Europäer als Pflicht auferlegt wurde.

Schlussfolgerung

Es ist generell zu begrüssen, die eigene Freiheit auszudehnen und Verbote, die das Denken, Reden und die eigene Meinung betreffen, aufzuheben. Allerdings ist es dazu nötig, die Logik und den Sinn eines Denkverbotes vorher zu ergründen. Wurde es geschaffen, um die Gesellschaft zu stabilisieren? Oder existiert es um die Interessen einer Minderheit durchzusetzen?

Ein Denkverbot der ersten Art wäre zum Beispiel das Funktionieren und das Hinterfragen der Demokratie. Europa ist demokratisch (mit einigen wenigen Ausnahmen) und wenn nun die Menschen anfangen würden, die Demokratie in Frage zu stellen, verlieren demokratische Regierungen an Rückhalt.

Ein Denkverbot zweiter Art wäre die politische Korrektheit. Denn ohne sie würde die Gesellschaft nicht untergehen und mit ihr wird jegliche Kritik an desolaten Zuständen (Parallelgesellschaften, fehlende Integration ...) verboten. Sie bedient somit die Interessen einiger weniger Gruppen, welche von diesen Zuständen direkt oder indirekt profitieren.

Die Aufhebung des ersten Denkverbotes würde massive Instabilität und Chaos in einer demokratischen Gesellschaft hevorrufen und es ist somit logisch, es intakt zu lassen. Die Entfernung des zweiten Denkverbotes wäre sinnvoll, weil so die Korrektur misslicher Zustände endlich pragmatisch angepackt werden kann.

Heute begreife ich, dass ich auch in meinen wildesten Jugendjahren niemals ein Problem mit den Denkverboten erster Art hatte, ich jedoch mit den Denkverboten zweiter Art nicht klar kam.

Prometheus bringt den Menschen das Feuer und somit die Zivilisation